2017 Reformen

geistlicher Frauengemeinschaften im Mittelalter

Datum: 22. März – 25. März 2017; Ort: Tagungshaus Weingarten

 

Der Tagungsbericht von Tabea Scheuble und Michaela Wilke ist mittlerweile hier online abzurufen.

 

Inhalt und Anliegen der dritten großen AGFEM-Tagung:

Reformen und monastische Lebensweisen sind untrennbar miteinander verbunden. Die mediävistische Kloster- und Ordensgeschichtsschreibung hat dies seit langem betont und in ihren Narrativen über Reform unterschiedliche Gesichtspunkte in den Vordergrund gerückt: Lange Zeit dominierten Beschreibungen von Aufbruch und Krise oder Verfall und Erneuerung – Topoi, die sich der Sprache der mittelalterlichen Reformer verdankten. Die kritische Auseinandersetzung mit diesen Perspektivierungen von Reform hat der wissenschaftlichen Beschäftigung mit monastischen Reformphänomenen in den letzten Jahren eine neue Konjunktur beschert, die sich in einer Fülle von Studien zu einzelnen reformierten Institutionen oder übergreifenden Reforminitiativen niedergeschlagen hat. Dabei standen jedoch – insbesondere im Zuge der Erforschung der großen Reformbewegungen des hohen und späten Mittelalters – vornehmlich männliche Gemeinschaften im Fokus. Geistliche Frauen im Kontext von Reformen sind hingegen noch nicht systematisch behandelt worden.

Das Anliegen der Tagung ist es, die wissenschaftliche Erschließung von Reformen weiblicher Religiosität des 12. bis 15. Jahrhunderts weiter voranzutreiben, aus den bisherigen Forschungsergebnissen Bilanz zu ziehen und von diesem Punkt aus konzeptionell neue und interdisziplinäre Herangehensweisen für innovative Perspektiven auf das Thema zu diskutieren. Die verschiedenen Versuche und Durchführungen von Reform müssen auf die allgemeinen Debatten um Reformen des Mittelalters bezogen werden: Erst verortet im Spannungsfeld zwischen den Polen von Rückführung und Erneuerung gewinnt das Spezifische der Reform im Kontext weiblicher Kommunitäten an Kontur. Welche Konzepte von Reform lassen sich identifizieren? Aus welchem Blickwinkel wird über die Frauen oder von den Frauen geschrieben – zeitgenössisch wie modern? Welche Bereiche des gemeinsamen Lebens sind von Reformbemühungen betroffen
und wie verhält sich Reform zu Institutionalisierung und Institutionalisierungsversuchen?

Vortragende: 

Dr. Julie Hotchin, Canberra – The nuns‘ provost as an opponent of Observant reform in northern German convents

Dr. Michael Hohlstein, Konstanz – Die Juridisierung des monastischen Reformwiderstandes im späten Mittelalter

Yvonne Arras, Tübingen – Bildstiftungen mit Stifterinnenbildern als Symptom einer Anti-Observanzmentalität süddeutscher Dominikanerinnen

Elena Vanelli, Hamburg – Reform als offener Prozess. Die Reform von S. Giovanni della Pipia in Cremona

Dr. Kirsty Day, Edinburgh – The involvement of „Franciscan nuns“ in the implementation of penitential reform in thirteenth-century Central Europe

Anne Diekjobst, Konstanz – Autoritative Geltungsansprüche im Medium benediktinischer Ord-nungen des Spätmittelalters

Dr. Joerg Voigt, Rom – Reformen von Frauenklöstern im Spiegel der kurialen Überlieferung. Zu den Auswertungsmöglichkeiten des Repertorium Germanicum und des Repertorium Poenitentiariae Germanicum

Dr. Lauren Purcell-Joiner, Eugene (Oregon) – Veil and Tonsure. Feminine and Masculine Voices in the music traditions of Hirsau Double Monasteries

Prof. Dr. Lori Kruckenberg, Eugene (Oregon) – ‘Unruled secular canonesses‘ and their roles in liturgy. Case studies from the German-speaking lands in the age of reforms

Prof. Dr. Alison Altstatt, Cedar Falls (Iowa) – Anna von Buchwald’s Initien Bok Negotiating Reform at Kloster Preetz, 1471–87

Claudia Heiden, Rostock – Das Offizium in Augustiner-Chorfrauen-Klöstern, die nach Windesheimer Usus reformiert wurden

Dr. Tobias Kanngießer, Köln – Spurensuche nach einer Windesheimer Liturgie in einem spätmittelalterlichen Kölner Liber ordinarius